Nachdem wir uns im Winter über viel Schnee und eine gute Wasserversorgung erfreuen konnten, startete die Saison etwas später und zeigte, dass es sich hoffentlich wieder um einen normalen Jahrgang handelt. Leider gab es überall Spätfröste.
Wir Winzer rund um Bischoffingen waren glücklicherweise nur teilweise betroffen und hatten dadurch einen Verlust von nur ca. 10%.
Das große Problem im Jahr 2021 waren die vielen Niederschläge, gerade in der Vegetationsperiode. Ideale Temperaturen und genügend Feuchtigkeit, sorgten dafür dass die Laubwand sehr schnell wuchs und wir mit dem Heften kaum noch mitkamen.
Das größte Problem stellte der Kampf gegen die Pilzkrankheit Peronospora. Manche Kollegen, die nur ökologische Pflazenschutzmittel verwenden mussten in der heißen Phase sogar 3 Mal die Woche die Weinberge behandeln. Bei solchen Kontaktfungiziden wird der Zuwachs nicht geschützt. Man muss sich es so vorstellen, als ob man sich mit Sonnencreme eincremt, aber nach 2 Tagen ist ein neuer Körperteil gewachsen, der ebenfalls eingecremt werden muss.
Wir mussten sogar mit unseren potenteren Pflanzenschutzmittel in der Blühphase ebenfalls 2 x die Woche Pflanzenschutz betreiben.
Ende Juli / Anfang August hatten wir leider keine sehr heißen Tage, so wie in den Jahren zuvor. Dies führte zu einer der größten Probleme bei den Rotweinsorten in ganz Deutschland. Die Kirschessigfliege konnte sich ungestört stark vermehren. (Bei sehr hohen Temperaturen werden die Männchen infertil und die Population bricht zusammen)
Wir sahen also ein großes Drama auf uns zukommen… Vor der Lese gab es in manchen Anlagen schon ein sehr hohes Aufkommen von einzelnen Beeren, die mit Essig befallen waren.
Hier haben wir die Probleme, Sorgen und unsere Lösung in einem sehr langen, und emotionalem Video gepackt…
Bei den Weissweinsorten war die Kirschessigfliege kein Problem, dafür jedoch sehr Pralle Trauben. Einzelne Beeren bekamen dadurch Risse am Stilansatz und Essigbakterien konnten sich ausbreiten… Wir wollten jedoch unbedingt die perfekte Reifearomatik einfangen und mussten daher starke Verluste hinnehmen…
Die Hauptlese bestand aus 4 langen Wochen mit Vorsortierung im Weinberg und Präzisionssortierung im Weingut am Sortierband.
Overcommitment nennt man es, wenn man den Körper zu sehr belastet um das perfekte Ergebnis zu erzielen…
Am Ende mussten wir uns sehr beeilen, denn riesengroße Starenschwärme kreisten über den Kaiserstuhl und, da ringsherum die meisten Winzer schon längst mit dem Vollernter alles abgeerntet hatten, stürzten die sich auf einen Teil unserer Trauben…
Schätzungsweise sind uns deswegen ca. 5 Tonnen Trauben zum Opfer gefallen.
Für nächstes Jahr müssen wir in Schutznetze inverstieren um unsere spätreifen Sorten vor Vogelfraß zu schützen.
Am Ende zählt nur das Resultat. Qualitativ sind wir sehr zufrieden. Die Erntemenge ist jedoch sehr klein ausgefallen.